11. Mai: Landratswahl in Vorpommern-Rügen

Am 11. Mai 2025 hast Du die Wahl: In vier Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns wird der neue Landrat gewählt – auch bei Dir in Vorpommern-Rügen. 

Diese Wahl ist enorm wichtig. Denn als höchster Beamter im Landkreis entscheidet der Landrat darüber, wie Politik und Zusammenleben in Deiner Heimat in den nächsten sieben Jahren gestaltet werden.

Carlos Rodrigues von der rechtsextremen AfD will den Posten in Vorpommern-Rügen übernehmen. Warum das eine Gefahr für Deinen Landkreis ist, was Du dagegen tun kannst und welche anderen Kandidaten in Vorpommern-Rügen zur Wahl stehen – das erfährst Du auf dieser Seite.

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Quelle: IMAGO / Jochen Tack

Landratswahl in Vorpommern-Rügen: Diese Kandidaten stehen zur Wahl

Jörg Herrmann (parteilos): Der 56-Jährige kandidiert als Parteiloser und arbeitet nach eigenen Angaben als Arzt.

Stefan Kerth (parteilos): Der 52-Jährige ist ausgebildeter Augenoptiker und Jurist. Er ist der aktuell amtierende Landrat, seine Kandidatur wird von der CDU unterstützt. 

Sebastian Lange (Die Linke): Er ist 41 Jahre alt und hat viele Jahre als Altenpfleger gearbeitet. Aktuell ist er Wahlkreismitarbeiter der Landtagsabgeordneten Dirk Bruhn und Daniel Seiffert (Die Linke).

Heiko Miraß (SPD): Der 58-Jährige ist ehemaliger Chef der Arbeitsagentur Greifswald und seit 2021 Parlamentarischer Staatssekretär für den Landesteil Vorpommern und das östliche Mecklenburg. 

Jens Neumann (parteilos): Der 59-Jährige verkauft in einem Online-Shop Rindfleisch und Spirituosen. Er trat vor drei Jahren in die AfD ein, heute distanziert er sich von der Partei. Neumann wurde dann Mitglied der CDU, doch auch aus dieser Partei trat er wieder aus, da die CDU die Kandidatur seines Kontrahenten Stefan Kerth (parteilos) unterstützt. 

Carlos Rodrigues (AfD): Der 51-jährige Westdeutsche hat seine bisherige berufliche und politische Laufbahn in Hamburg und Schleswig-Holstein verbracht. Er ist Mitglied des Landesvorstands der extrem rechten AfD Mecklenburg-Vorpommern.

Was genau macht ein Landrat?

Der Landrat steht an der Spitze der Verwaltung im Landkreis. Er ist zuständig für die lokale Infrastruktur – wie Schwimmbäder, Schulen, öffentliche Krankenhäuser und den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Auch das Rettungswesen und der Katastrophenschutz vor Ort gehören dazu. Der Landrat sorgt also dafür, dass alle öffentlichen Dienste in der Kommune funktionieren – und kann eigene Schwerpunkte setzen. Zum Beispiel bessere Verkehrsanbindungen schaffen, die Gesundheitsversorgung stärken, die Wirtschaft fördern oder den Naturschutz ausbauen. In Mecklenburg-Vorpommern beträgt die Amtszeit eines Landrats sieben Jahre.

Warum Carlos Rodrigues von der AfD als Landrat ungeeignet ist

Radikal rechter Landesverband

Die AfD wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft. Im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern tummeln sich einige rechtsextreme Persönlichkeiten, darunter ein mutmaßliches Mitglied einer rechtsextremistischen Terrorgruppe. Als Mitglied des AfD-Landesvorstands verantwortet Rodrigues diese politische Linie seiner Partei aktiv mit.

Extreme Positionen

Seine AfD-Mitgliedschaft seit 2013 und sein Aufstieg in Führungspositionen belegen: Rodrigues hat den zunehmend extremen Kurs der Partei über viele Jahre mitgetragen. Die Radikalisierung der AfD ist gut dokumentiert – als langjähriges Mitglied und Funktionär hat Rodrigues diese Entwicklung offenbar unterstützt.

Fehlende regionale Verwurzelung in Mecklenburg-Vorpommern

Carlos Rodrigues wurde in Bremerhaven geboren, in Hamburg ausgebildet und war dort auch beruflich tätig. Seine politische Karriere hat er in Schleswig-Holstein gemacht.

Spaltung statt Zusammenhalt

Bisher stellt die AfD in Deutschland nur einen einzigen Landrat – Robert Sesselmann im thüringischen Sonneberg. Die Bilanz nach einem Jahr AfD-Landrat: Der Landkreis steckt in einer wirtschaftlichen Krise, Sesselmann will Demokratieprojekten die Gelder streichen, rechtsextreme Gewalttaten haben sich ein Jahr nach seinem Amtsantritt verfünffacht. Ähnliches droht in Vorpommern-Rügen – statt die Region voranzubringen, könnte Rodrigues sie womöglich in eine vergleichbare Lage führen.

Die AfD: Eine Gefahr für Mecklenburg-Vorpommern

Viele AfD-Politiker zeigen nach außen ein bürgerliches Gesicht – hinter der Fassade wird der Kurs der Partei jedoch vielfach von Rechtsextremen bestimmt. 

Dafür gibt es zahlreiche Hinweise:

  1. Die gesamte AfD wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft. Das heißt: Die AfD steht im Widerspruch zu Deutschlands freiheitlich demokratischer Grundordnung.  
  2. AfD-Politiker verharmlosen immer wieder den Nationalsozialismus. AfD-Spitzenpolitiker wie Maximilian Krah und Björn Höcke verleugnen deutsche Kriegsverbrechen und benutzen nationalsozialistische Sprache. Nikolaus Kramer, Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, bewegt sich in Online-Gruppen, die Wehrmachtssoldaten verherrlichen. Er teilte sogar ein Bild, das offen die SS – die Terrortruppe der Nazis – glorifiziert.
  3. Bei dem 2024 vom Recherche-Netzwerk Correctiv aufgedeckten Geheimtreffen in Potsdam planten AfD-Politiker mit weiteren extremen Rechten die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland. Auch die Fraktionsvorsitzenden der AfD in Mecklenburg-Vorpommern unterzeichneten eine Stellungnahme: Nach ihrer Regierungsübernahme wollen sie für „Remigration“ sorgen. Deutschland müsse „wieder deutscher werden“, heißt es darin. 
  4. Die AfD schürt Angst, Hass und Empörung, um Zustimmung für ihr extrem rechtes Weltbild zu gewinnen. Sie verbreitet Desinformation und Verschwörungsmythen und untergräbt so das Vertrauen in unabhängige Medien, Wissenschaft und demokratische Parteien. Statt gesellschaftliche Probleme zu lösen, nutzt sie sie aus. Wohin diese Hetze im schlimmsten Fall führen kann, zeigt der Mord an Walter Lübcke: Der Täter war ein Unterstützer der AfD. Ein Rechtsextremismusexperte sieht eine Mitverantwortung für die aufgeheizte Stimmung gegen Lübcke bei der Partei.
  5. Bei keiner anderen Partei ist die Gewaltbereitschaft so hoch wie bei der AfD: 28 AfD-Politiker wurden bundesweit wegen Gewaltdelikten verurteilt – darunter brutale körperliche Angriffe und illegaler Waffenbesitz. Ein Berliner AfD-Politiker biss einer Journalistin in den Arm. Ein Kreistagsabgeordneter trat einer jungen Frau in den Bauch. Und ein anderer AfD-Funktionär stach sogar auf einen Ersthelfer ein.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern teilen AfD-Politiker rechtsextreme Ansichten oder pflegen enge Verbindungen in die extrem rechte Szene. Einige Beispiele zeigen, wie tief diese Verstrickungen reichen: 

  • Haik Jaeger wurde kürzlich in den Kreisvorstand der AfD Nordwestmecklenburg gewählt. Jaeger war mutmaßlich an der rechtsterroristischen Gruppe „Nordkreuz beteiligt. Er wurde wegen illegalem Besitz von tausenden Schuss ungesicherter Munition verurteilt
  • Nikolaus Kramer, der Vorsitzende der AfD-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, teilte in einem internen Chat ein Foto von Adolf Hitlers persönlicher paramilitärischer Schutzeinheit, die später zahlreiche Kriegsverbrechen beging. Das Foto war mit einem verherrlichenden Spruch versehen. Kramer beschäftigt zudem den bundesweit bekannten Rechtsextremisten Daniel Fiß als persönlichen Referenten. Fiß war zuvor in der Jugendorganisation der NPD und in der rechtsextremen Identitären Bewegung aktiv. Laut Verfassungsschutz sprach er Einwanderern die Menschenwürde ab. 
  • Der AfD-Landtagsabgeordnete Jens-Holger Schneider nahm regelmäßig an Demonstrationen der NPD und anderer extrem rechter Gruppen teil und ist in der Neonazi-Szene vernetzt. So war er auch mit einem verurteilten Täter der brutalen Pogrome von Rostock-Lichtenhagen unterwegs. 

Als Mitglied des AfD-Landesvorstands in Mecklenburg-Vorpommern trägt Carlos Rodrigues hohe Mitverantwortung für die politische Ausrichtung seiner Partei.

Ein Landrat ist nicht nur Verwaltungschef – er ist auch eine Art Außenminister für die Region. Er repräsentiert den Landkreis gegenüber Unternehmen, Investoren, Tourismusbetrieben und in regionalen Partnerschaften. Wer dieses Amt bekleidet, prägt das Bild des Landkreises nach außen; im Guten wie im Schlechten.
Führende Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmer warnen vor der AfD. Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft bezeichnet die AfD als „Gift für unsere Wirtschaft“. Die Partei vertreibt laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung qualifizierte Fachkräfte und schreckt Unternehmen ab, die auf der Suche nach Standorten sind. Fatal für Mecklenburg-Vorpommern, denn auch hier fehlen viele Arbeits- und Fachkräfte. „Bei uns arbeiten Deutsche und 19 andere Nationalitäten“, erklärt beispielsweise Wolfgang Heinze, Geschäftsführer von AqVida, der eine Produktionsstätte in Dassow betreibt. Nach der Bundestagswahl stellte er fest: „Viele fühlen sich weniger wohl als vorher, und wir sind auf Zuwanderung von ausländischen Fachkräften angewiesen, um als deutsches Unternehmen weiterhin erfolgreich zu sein.“

Mecklenburg-Vorpommern ist eine beliebte Urlaubsregion. Das Bundesland zieht Jahr für Jahr Millionen Touristen an. Sie schätzen die mehr als tausend Seen, die lange Küstenlinie, die vielen National- und Naturparks und die historischen Hansestädte. 5,1 Milliarden Euro setzt die Tourismusbranche jedes Jahr um. 173.000 Menschen verdienen direkt oder indirekt mit dem Tourismus Geld – das sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Landräte von der rechtsextremen AfD wären fatal für die Urlaubsregionen in Mecklenburg-Vorpommern. „Weltoffenheit ist das Herzstück unserer Branche”, mahnt auch der Deutsche Tourismusverband. Es brauche „internationale Gäste und qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland“, um die Attraktivität eines Tourismus-Standortes aufrechtzuerhalten.

In ganz Deutschland gibt es bisher erst einen AfD-Landrat. Seit knapp zwei Jahren ist Robert Sesselmann im thüringischen Sonneberg im Amt. Seine Wahl haben die Rechtsextremen als großen Triumph gefeiert. Für die Menschen vor Ort ist es ein Desaster.

Der Landkreis hat enorme finanzielle Probleme, die Wirtschaft in Sonneberg ist in der Krise. Sogar eine Grundschule musste schließen. Dabei hatte Sesselmann vor seiner Wahl versprochen, sie zu retten. Kritischen Nachfragen der Medien versperrt sich Sesselmann, ein Gericht musste ihn an seine Pflicht als Landrat erinnern, „vollumfänglich und wahrheitsgemäß“ auf Presse-Anfragen zu antworten. Gleichzeitig will der AfD-Landrat in Sonneberg Projekte gegen Ausgrenzung und für den Schutz der Demokratie streichen. Mit diesen Geldern wurden zum Beispiel Jugendfahrten in die Holocaust-Gedenkstätte Buchenwald finanziert. Und auch das gesellschaftliche Klima im Landkreis hat sich verschärft: Sonneberg ist zu einem Hotspot rechtsextremer Gewalt in Thüringen geworden und engagierte Menschen ziehen sich zurück – aus Angst vor Drohungen und Angriffen. Experten warnen: Durch AfD-Erfolge fühlen sich rechtsextreme Täter gestärkt.

Strategisch wählen bei der Landratswahl

Bei Landratswahlen machen oft deutlich weniger Leute von ihrem Stimmrecht Gebrauch als bei anderen Wahlen. Nicht einmal jeder Dritte ist in Vorpommern-Rügen zur letzten Landratswahl gegangen. Um den AfD-Sieg zu verhindern, braucht es jetzt auch Dich: Je mehr Menschen ihre Stimme abgeben und demokratische Kandidaten wählen, desto schwerer wird es für die AfD, die notwendige Mehrheit zu erreichen. Jede einzelne Stimme kann hier den Unterschied machen.

Wie wird der Landrat gewählt?

Die Landratswahl findet am 11. Mai statt. Ein Kandidat gilt als gewählt, wenn er mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommt. Vorpommern-Rügen muss jetzt verhindern, dass AfD-Kandidat Rodrigues bereits am 11. Mai mit einer absoluten Mehrheit ins Amt gewählt wird. Und das geht so:

In Vorpommern-Rügen stehen Kandidaten von Linke und SPD sowie Parteilose mit unterschiedlichen Standpunkten zur Wahl. Je mehr Menschen sich für ihre demokratischen Favoriten entscheiden, desto eher verpasst die extrem rechte AfD die notwendige Mehrheit.

Erzielt am 11. Mai kein Kandidat die absolute Mehrheit, findet zwei Wochen später – am 25. Mai – eine Stichwahl statt. Die beiden Bestplatzierten aus dem ersten Wahlgang treten dann gegeneinander an. Sollte es Carlos Rodrigues von der AfD in die Stichwahl schaffen, besteht trotzdem eine echte Chance, ihn noch zu verhindern – durch die Wahl seines demokratischen Gegenkandidaten.

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Das kannst Du gegen Rechtsextremismus vor Ort tun

Am 11. Mai wählen gehen

Wähle am 11. Mai den Landrat für Vorpommern-Rügen und gib Deine Stimme einem der demokratischen Kandidaten.

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 Informationen über die Landratswahl in Vorpommern-Rügen

Stefan Kerth (parteilos) ist seit 2018 Landrat von Vorpommern-Rügen. Bei der Landratswahl 2025 tritt er erneut an. Kerth wird von der CDU unterstützt.

Zum Land Mecklenburg-Vorpommern gehören sechs Landkreise sowie die beiden kreisfreien Städte Rostock und Schwerin. Diese Einteilung besteht seit der Kreisreform von 2011.

In Vorpommern-Rügen leben etwa 225.900 Menschen.

Am 11. Mai wird in vier von sechs Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns der Landrat gewählt: In Ludwigslust-Parchim, Vorpommern-Greifswald, Vorpommern-Rügen und in der Mecklenburgischen Seenplatte. Außerdem wählt die Stadt Neubrandenburg einen neuen Oberbürgermeister.

Bei der Landratswahl am 11. Mai in Vorpommern-Rügen sind alle ansässigen deutschen Staatsbürger und EU-Bürger ab 16 Jahren wahlberechtigt. Voraussetzung ist, seit mindestens 37 Tagen im Landkreis zu leben.

Sollte keiner der Kandidaten am 11. Mai mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, findet zwei Wochen später eine Stichwahl statt. Der Termin für die Stichwahl ist der 25. Mai 2025.

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